Black Diamond Athlet Seb Bouin ist mit Sicherheit einer der stärksten Sportkletterer der Welt. Aber die winzigen Leisten und Löcher von Céüse – Frankreichs bekanntestem Klettergebiet – entsprechen zugegebenermaßen nicht ganz seinem Stil. Doch es ist klar, dass der starke Franzose gerne seine Grenzen testet. Im Jahr 2023, nachdem er sein langjähriges Projekt „DNA“ abgeschlossen hatte, widmete sich Seb der schwierigsten Route von Céüse – Bibliographie 9b+ (5.15c). Verfolge Sébs Reise mit allen Höhen und Tiefen, an deren Ende er eine der schwierigsten Routen der Welt durchsteigt.
Céüse ist seit den Anfängen des Sportkletterns in der Kletterwelt bekannt.
Patrick Edlinger hat diese schöne Wand vor langer Zeit entdeckt.
Chris Sharma hat in Céüse bereits mit dem epischen Kletterprojekt Biographie 9a+ (5.15a) und ihrer Begehung Geschichte geschrieben.
Ich fand diese Wand und ihre Routen schon immer beeindruckend, habe mich aber an den winzigen Löchern und Leisten nie sicher gefühlt...
Seit der Erstbegehung der Bibliographie durch Alex Megos im Jahr 2020 wollte ich mir unbedingt die Züge anschauen.
Normalerweise bin ich beim Auschecken von Projekten in Frankreich allein, und meistens kommen dort auch nicht viele Leute vorbei, aber Bibliographie war anders. Eine harte Linie von einer anderen Person in Frankreich, das wollte ich sehen.
Im Jahr 2021 hatte ich mich auf DNA konzentriert. Ich wollte der Route eine volle Saison widmen.
Dennoch beschloss ich, im Sommer 2021 bei der Bibliographie vorbeizuschauen.
Überraschenderweise kam ich mit den kleinen Griffen der Route gut zurecht. Das gab mir die Motivation, wiederzukommen und es ernsthafter zu versuchen.
Bei beiden Projekten, Biblio und DNA, lief es gut. Es machte Spaß, an zwei Projekten zu arbeiten. Gleichzeitig war es aber auch eine zu große Ablenkung, um sich auf einen Durchstieg zu konzentrieren. Ich musste mich für eine Route entscheiden und die andere danach versuchen. Ich entschied mich für DNA. Im Frühling 2022 gelang mir der Durchstieg. Die Saison war schon zu weit fortgeschritten, um zur Biblio zurückzukehren. Also kam ich im Frühjahr 2023 zurück.
Bibliographie war mein großes Ziel für 2023.
Auch wenn Céüse überhaupt nicht meinem natürlichen Kletterstil entspricht, war ich sehr motiviert, das Projekt durchzuziehen.
Am oberen Ende der Route (nach der wichtigsten Schlüsselstelle) bin ich 11 Mal gestürzt. Ich glaube, ich habe den letzten Abschnitt unterschätzt. Isoliert geklettert ist er relativ einfach und sieht auch nicht schwer aus. Doch wenn man von unten kommt, ist es eine andere Geschichte.
Meiner Erinnerung nach ist Sean Bailey dort oben sogar 13 Mal gestürzt, und ich bin froh, dass er den Rekord immer noch hält.
Seb mitten in der Route Bibliography.
Seb versucht den letzten harten Zug an der Bibliographie.
Diese obere Sequenz ist wirklich einzigartig. Die Schlüsselstelle fühlt sich gar nicht so schwer an, wenn man sie als einzelne Sequenz versucht. Doch wenn man den unteren Routenteil in den Unterarmen hat, gehen dir irgendwann die Finger auf.
Die Bedingungen waren in diesem Jahr recht schwierig. Es regnete fast jeden Tag, und wir mussten geduldig auf ein gutes Zeitfenster warten, um einen Versuch zu unternehmen.
Bibliographie ist keine Route, die besonders gut zu meinen Stärken passt, daher war es eine große Herausforderung, eine 9b+ an winzigen Leisten zu klettern.
Céüse ist ein besonderes Klettergebiet. Zeit spielt dort oben keine Rolle. Irgendwie dauert der Prozess, eine harte Route einzustudieren, länger als an anderen Orten. Es braucht eine gewisse Zeit, sich an den speziellen Kletterstil zu gewöhnen. Die winzigen Leisten nehmen die Haut ziemlich mit – man muss darauf achten und öfters eine Pause einlegen. Auch die Bedingungen spielen bei diesen kleinen Löchern eine Rolle.
In Céüse sind Geduld und Strategie gefragt.
Ich freue mich, in meinem Leben als Kletterer neue Dinge zu lernen.
Seb Bouin
Seb Bouin in der Route Bibliography
Seb Bouin über den höchsten Punkt der Bibliographie